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Ich bin morgens ganz normal um 4 Uhr aufgestanden, um mich für die Arbeit fertig zu machen.


Beim Aufstehen war mir nichts Besonderes aufgefallen. Ich bin duschen gegangen, habe meinen Arbeitskorb gepackt und meinen Kaffee getrunken.


Als ich meine Schuhe anzog, hatte ich das Gefühl vorne unter den Zehen und hinten an der Hacke seien die Schuhe von den Innensohlen her nicht mehr okay. Es war ein unangenehmes, aber nicht schmerzhaftes Gefühl. Also behielt ich die Schuhe an und fuhr zur Arbeit.


Nach einiger Zeit fühlten sich meine Füße sehr kalt an, was ich aber auf die kalten Temperaturen draußen schob.


Als ich nach Hause kam waren die Füße kalt und sehr empfindlich. Der raue Teppichläufer im Keller war sehr unangenehm und verursachte Schmerzen beim drüber laufen.

Nichts dabei gedacht- wird morgen wohl wieder weg sein... 


24.04.2020-29.04.2020 


Der Ausbruch ging dann jeden Tag etwas weiter.


Zuerst zog das Kältegefühl über den ganzen Fuß, dann langsam das Schienbein hoch, dann auf den Oberschenkel.


Dann stand ich auf und meine Haut an den Beinen war taub. Wenn sie aneinander kam war es ein ekliges Gefühl, als wenn ein Stück Pappe zwischen den Beinen sitzen würde.


Als ich dann zwar noch merkte dass ich auf die Toilette muss, aber das Klopapier nicht mehr spürte konnte ich mich nicht mehr davor drücken zum Arzt zu gehen.


Also rief ich bei meinem Hausarzt an (Gemeinschaftspraxis) und sollte sofort kommen.


Nachdem ich Frau Dr. Lopes alles geschildert hatte stellte Sie sofort eine Einweisung ins Krankenhaus aus. 


Ich und Krankenhaus? No-never. Bereits da stand für mich fest ich würde mich dort untersuchen lassen, aber ganz sicher nicht dortbleiben! 

Im Krankenhaus lagen zu diesem Zeitpunkt viele Corona Patienten.


Ich wurde von 3 netten Ärzten untersucht (Kopie des Berichtes gleich als Bild) und ich sollte im Krankenhaus bleiben.


Obwohl mich alle 3 gründlich untersucht haben, konnten sie die Ursache nicht finden.

Ich bin dann auf eigenes Risiko wieder nach Hause gefahren.


Man sagte mir, wenn ich im Krankenhaus bleibe, würde zeitnah ein MRT und auch andere Untersuchungen gemacht. Ich bat darum mir den Termin mitzugeben, damit ich ihn ambulant wahrnehmen könnte. Mir wurde gesagt, das sei nur bei stationärer Aufnahme zeitnah möglich, sonst müsste ich Monate warten und mir selbst einen Termin besorgen.

Ich sagte ich wäre bereit jeden Termin ambulant sofort wahr zu nehmen, aber wieder wurde mir gesagt Termine seien nur stationär kurzfristig möglich. Wenn ich nach Hause gehen würde, müsste ich mir für die Termine eine Überweisung holen und länger auf diese Termine warten. 

Ich wollte nur noch raus aus dem Krankenhaus. Die nette Oberärztin bestand darauf mir einen Bericht für den Hausarzt mitzugeben. 

Ich hatte das Gefühl, man hatte sich Mühe gegeben mich gut zu untersuchen und wollte mir wirklich helfen. Allerdings reichte das Fachwissen nicht aus.

Aber meine Angst vor dem Krankenhausaufenthalt und Corona war größer. 

Da ich nicht weiß ob ich Namen veröffentlichen darf, habe ich die Namen in dem Bericht rausgenommen. 

Wie gesagt, habe ich mich gut untersucht und nett behandelt gefühlt. Was ich nicht nachvollziehen kann ist, dass man nur stationär kurzfristig Termine bekommt. Meiner Meinung nach sollte man diese auch ambulant angeboten bekommen, wenn es so dringend ist, dass man im Krankenhaus bleiben soll. Nur weil man nicht dortbleibt, ist es nicht weniger dringend! Aber das ist nur meine persönliche Meinung.

Um die Termine sollte ich mich selbst kümmern, Hilfe dabei war nicht möglich. Mir wurde weder erklärt welche Termine ich machen sollte noch sonst irgendetwas. Die nette Behandlung war vorbei, als ich nicht bleiben wollte;-).


Am nächsten Tag (sonntags) fuhr ich dann wieder zum Krankenhaus, allerdings zum hausärztlichen Notdienst. Dort hatte ich das Riesenglück auf meinen Hausarzt Dr. Dyavadi zu treffen. Auch er wollte mich nach einer gründlichen Untersuchung sofort einweisen, aber als ich mich weigerte hat er sehr lieb reagiert und ich versprach am nächsten Tag in die Praxis zu weiteren Untersuchungen zu kommen.

Ich bin ihm sehr dankbar, wie er mit mir umgegangen ist.


Zu dem Zeitpunkt waren viele Corona Fälle im Krankenhaus, es war Maskenpflicht und Besuchsverbot.

Ein sehr guter Freund von mir war bereits an Corona verstorben, einige Bekannte infiziert und ich wollte ganz sicher nicht ins Krankenhaus. Ich hatte mich auch geweigert meine FFP3 Maske bei Untersuchungen abzunehmen. Am Tag vorher wurde ich gefragt, warum ich nicht bleiben wollte, ich bräuchte keine Angst vor Corona haben man würde doch alles tun, um einen davor zu schützen. Interessant war, derjenige der das zu mir sagte hatte seine Maske nicht vor Mund und Nase, sondern um den Hals hängen;-). Als ich auf meinen Bericht gewartet hatte, konnte ich 2 Schwestern beobachten, die ihre Masken trugen und sich dann auf dem Flur unterhalten haben und dabei die Masken abnahmen. Nach dem Gespräch wurden die Masken wieder aufgesetzt...

Und eins verstehe ich gar nicht. Man soll eine Stoffmaske tragen, um andere zu schützen, aber keine Maske die andere und einen selbst schützt??? Wenn ich eine Maske trage, dann möchte ich mich auch selbst schützen. Falls ich deswegen ein Egoist bin, dann bin ich gerne einer...

Wenn jeder eine vernünftige Maske tragen würde, die ihn selbst und zusätzlich andere schützt, dann wäre das Risiko Corona zu verbreiten in meinen Augen geringer. Das wäre dann ein doppelter Schutz. Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen ihre Stoffmaske tagelang, ohne sie zu waschen tragen oder Vliesmasken die achtlos in Hosentaschen gesteckt werden und dann immer und immer wieder getragen werden. Eine Bekannte von mir wäscht die Vliesmasken sogar. Viele Menschen tragen die Masken nicht zum Schutz, sondern weil sie die Masken durch die Maskenpflicht tragen müssen. Und wenn man sich selbst schützen muss anstatt Fremde, dann passen die meisten Menschen denke ich besser auf.


Jeder hat eine eigene Meinung. Mir ist egal, welche Masken andere Menschen tragen. Ich trage eine Maske, die ich für gut halte und die mich schützt. Und mich hat noch nie interessiert, was Fremde von mir denken. Und in meinen Augen hat sich selbst schützen nichts mit Egoismus zu tun, sondern mit Verstand. Bleibe ich gesund, stecke ich auch niemanden an.

Aber zurück zum Thema ...


Wie abgesprochen fuhr ich am nächsten Tag in die Praxis. Dort wurde ich erneut gründlich untersucht und auch die Beinvenen wurden durchgemessen. Damit war alles in Ordnung. Ich bekam eine Überweisung zum Neurologen und für ein MRT.

Durch Zufall landete ich bei Dr. Hennig. Er untersuchte mich und war nicht begeistert davon, dass ich nicht ins Krankenhaus wollte. Er sagte ich müsste so schnell es geht zum MRT. Ich hatte bereits einen Termin für 4 Wochen später gemacht. Ich hatte überall angerufen und nirgendwo einen früheren Termin bekommen. Dies sagte ich Dr. Hennig. Er sagte der Termin sei viel zu spät. Dann wurden bei mir die Nerven durchgemessen und ich musste auf einen Bildschirm schauen, weil etwas bei den Augen kontrolliert wurde. 

Als ich dann wieder zurück zu Dr. Hennig ins Sprechzimmer kam drückte er mir einen Zettel in die Hand, wo MRT Termine draufstanden. Er hatte sich wirklich die Mühe gemacht und alles im Umkreis abtelefoniert! Er sagte er erwartet, dass ich jeden der Termine wahrnehmen würde. Man sah ihm aber auch an, dass er dachte ich würde die Termine nicht wahrnehmen. Seine Skepsis war nachvollziehbar, da er mich nicht kannte und ich durch mein Verhalten nicht gerade positiv dastand. Darum rechne ich ihm seine Bemühungen doppelt so hoch an, da er sich die Mühe gemacht hatte anstatt mich als hoffnungslosen Fall abzuschreiben. Er ermahnte mich bei den Terminen pünktlich zu sein. Als ich sagte ich bin immer pünktlich, hat er mir das nicht so recht geglaubt. Ich sollte immer direkt nach einem MRT Termin zu ihm in die Praxis kommen.


Nach meinem ersten MRT Termin sagte er mir, dass ich wahrscheinlich MS hätte. Um das komplett zu klären müsste eine Lumbalpunktion gemacht werden. Da ich davor eine riesen Angst hatte fragte ich, ob es keine andere Möglichkeit gäbe. Er sagte nein und gab mir den Termin, wieder sah man ihm an, dass er nicht daran glaubte, dass ich zu dem Termin erscheine.


Wenn ich etwas zusage halte ich immer Wort. Ich bin auch immer pünktlich. Wer mich kennt weiß, dass man sich zu 100% auf mich verlassen kann. Wenn ich etwas nicht möchte sage ich es klar und stehe dazu. Aber ich würde nie etwas zusagen und mich dann davor drücken. Aber wie gesagt, er kannte mich nicht und unter den Umständen wie ich bei ihm gelandet bin, war sein Misstrauen mehr wie berechtigt. Ich sagte zu ihm er schätzt mich total falsch ein, ich bin der pünktlichste und zuverlässigste Mensch, den er sich vorstellen kann.


Die Lumbalpunktion wurde von ihm selbst gemacht. Ich hatte wahnsinnige Angst. Er war sehr freundlich, hat mir den Eingriff erklärt und ihn wirklich absolut schmerzfrei durchgeführt. Es war eine sehr nette Sprechstundenhelferin dabei, die mir durch ihr liebes Verhalten wirklich einen großen Teil der Angst genommen hat.

Nach dem Eingriff hat Dr. Hennig sogar ein Lob über mein Verhalten geäußert.


Ein paar Tage später musste ich wieder zum MRT und danach in die Praxis. Dort teilte er mir mit, dass sich der MS Befund bestätigt hat und ich sofort an den Cortison Tropf müsste. 

Er sagte mir, dass es mittlerweile mehrere Möglichkeiten gäbe MS zu behandeln. 

Er gab mir Infomaterial über Tecfidera mit und sagte mir auch klar und deutlich, dass viele Patienten Tecfidera aufgrund der starken Nebenwirkungen absetzen würden und es sehr wichtig sei, regelmäßige Blutuntersuchungen zu machen. Ich hatte den Eindruck er war sehr ehrlich und er hält die Tabletten für wichtig.

Zuhause habe ich natürlich erst einmal nach Erfahrungsberichten gegoogelt und habe nur negative gefunden.

Aber was sollte noch schlimmer sein als der Schub und die Nebenwirkungen des Kortisons? Ich traf die Entscheidung es mit den Tabletten zu versuchen.

Bei meinem nächsten Termin teilte ich es Dr. Hennig mit. Er erklärte mir wie ich die Tabletten anfangs nehmen müsste. Er sagte ich sollte direkt damit anfangen.


Das habe ich nicht gemacht. Meine Angst war viel zu groß. Ich wollte bei der ersten Tabletteneinnahme nicht allein sein. Also habe ich es ein paar Tage aufgeschoben. Die Zeit habe ich genutzt, um mir bei den ganzen negativen Erfahrungsberichten Ratschläge zur Einnahme zu holen. Das Essen ist laut Erfahrungsberichten und auch in dem Begleitheft ein wichtiger Faktor um Magenschmerzen, Durchfall und alles andere abzuschwächen.


Ich bin brav zu allen Blutuntersuchungen gegangen und habe bis heute nicht eine Tablette vergessen.

Die MS hat mein komplettes Leben verändert. Ich bin ständig müde, habe Schmerzen und vieles fällt mir schwer. 

Hätte Dr. Hennig nicht so schnell reagiert, würde es mir noch viel viel schlechter gehen.

Ich nehme jeden Tag wie er kommt.

Ich bin dickköpfig und es fiel mir wahnsinnig schwer mich damit abzufinden, nicht mehr vernünftig arbeiten zu können. 

Für Dinge, die ich früher in 2 Stunden erledigt habe, brauche ich nun oft einen ganzen Tag.

Einige Dinge fallen mir so schwer, dass ich sie nicht mehr machen kann.

Mit der MS geht man halt einen anderen Weg, aber irgendwie geht es immer weiter.

Früher waren 10 Stunden arbeiten kein Problem. Heute schaffe ich nicht mal 2 Stunden. 

Ich bin jeden Tag über 20000 Schritte gelaufen (außer am Wochenende), heute schaffe ich oft nicht einmal 3000 Schritte. 

Dafür lerne ich neue Sachen zu schätzen, die ich trotz allem machen kann.

Ob ich Angst vor dem nächsten Schub habe? Natürlich habe ich Angst. Aber auch Hoffnung, dass dann nicht wieder so viel zurückbleibt.


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